Triketreffen Algetshausen

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Zeitungsbericht

Bericht im Schweizer Tagblatt von Michael Hug

Kein Dreirad für kleine Kinder

ALGETSHAUSEN. Früher, als die Zeiten noch gut und alt waren, hat man Kindern zum dritten Geburtstag ein Dreirad geschenkt. «Wisa-Gloria» stand da drauf, dunkelrot wars, und es hatte einen Sattel aus Holz.

 

Algetshausen. Früher, als die Zeiten noch gut und alt waren, hat man Kindern zum dritten Geburtstag ein Dreirad geschenkt. «Wisa-Gloria» stand da drauf, dunkelrot wars, und es hatte einen Sattel aus Holz. Auch die übrige Ausstattung war sehr spartanisch gehalten, zwei Achsen, eine Lenkung, nichts von alldem brauchte jemals Öl, und eigentlich war das «Velöli» nicht totzukriegen.

 

Alles moderner

 

Heute muss alles moderner sein. Den Kids ein schlichtes Dreirad neben die Geburtstagstorte zu stellen, ist out. Heute heißt so ein Spielzeug «Trike», hat hinten einen Motor und auch sonst noch allerhand Schnickschnack dran. Das Zielpublikum sind nicht mehr Kinder, sondern das Kind im Manne, seltener auch das in der Frau. Wenn ein Motorradfahrer, eine Motorradfahrerin es sich leid ist, beim Rotlicht den Fuß vom Pedal zu nehmen, kauft er oder sie sich ein Trike. Den Fahrtwind im Gesicht haben sie weiterhin. Das Gefühl des einsamen Reiters auf den staubigen Straßen dieser Welt bleibt ihnen ebenso erhalten wie die neugierigen Blicke der übrigen Verkehrsteilnehmer.

 

Triker im Dorf

 

Alle Jahre wieder treffen sich die Triker in Algetshausen. Es brummt und dröhnt den ganzen Vormittag im Dorf. Der Einfall der Dreiräder aus dem Schweizer Mittelland, aus Baden-Württemberg oder dem Elsass lässt erst gegen Mittag nach. Für einen Moment herrscht Ruhe. Man begibt sich zum Mittagessen. Auswahl dafür gibt es am Algetshauser Chilbifest genug: Hausgemachte Pizza, drehgespiesste Güggeli, südostasiatisches Mah-Meh, geketchupte Pommes frites, gebratene Bratwürste und dank brasilianischem Zebu kurz vor dem Aussterben gerettete Cervelats. Währenddem wird das eigene Fahrzeug zur Schau gestellt und die der anderen betrachtet.

Kurz vor 14 brummt es dann gehörig. Fahrbereit stehen die 50 Trikes auf der Dorfstraße. Motoren tuckern, Signalhörner hornen, Hupen tröten, alle schön in der Lautstärke des noch Erlaubten, Chromstahl blitzt in der Sonne, Abgase stinken, Menschen winken, Helme werden festgezurrt. «Macht euch bereit, wir starten», ruft einer auf dem hintersten Trike und überholt dabei alle aufgereihten Kollegen und Kolleginnen im zweiten Gang. Als er zuvorderst ankommt, setzt sich der ganze Zug zur Freude des am Straßenrand stehenden Publikums in Bewegung. Jedes Fahrzeug der Parade wird begrüßt und beklatscht, und da und dort wird laut gelacht ob des einen oder anderen Details an den defilierenden Donnerstühlen.

 

Defilierende Donnerstühle

 

Da ein Helm aus der Wehrmachtzeit! Dort ein Hündchen auf dem Sozius! Einer hat sich ein Bierfass hinten dran montiert! Ein anderer einen Rollstuhl, dort eine Lady in Oldtimer-Kluft. Bei einem Gefährt lacht das Publikum erst, als es schon vorbei ist. Denn erst von hinten ist zu sehen, dass da ein halber VW-Käfer mit Motorradlenkung unterwegs ist. Man fahre über Nebenstraßen ins Neckertal, haben die Organisatoren vor dem Start durchgegeben. Hoffentlich wird den Hemberger Kühen die Milch nicht sauer ob des kuriosen Tatzelwurms.

 

Michael Hug